Ein Jahr G-Jugend, wieder viel gelernt und gelacht.

G-Jugend oder auch Bambinis genannt sind die ganz Kleinen – 4 bis 6 Jahre.

Eines vorneweg: Das hat teilweise noch nicht viel mit Fußball zu tun. Die Größeren meiner Rasselbande wissen schon, wo das Tor steht und wie sie den Ball dort hineinbringen. Das Training besteht viel aus Bewegungsspielen, motorischen und koordinativen Übungen sowie Geschichten, um die Kinder für das Training in eine Fantasiewelt mitzunehmen.

Einmal während des Trainings ist es ganz still. Wer da ist, darf ein Kreuz hinter seinem Vornamen machen, welcher auf einer Liste steht – und das bei voller Konzentration.

Auch ich als Trainer lerne immer wieder dazu oder habe unvergessliche Momente. Hier ein paar kleine Geschichten und Anekdoten:

Wenn wir in der Halle nach Afrika fliegen, in einem Flugzeug, das aus zwei Matten besteht. Dort treffen wir auf verschiedene wilde Tiere. Es ist herrlich zu erleben, wie die Kinder in ihrer Fantasie mitfliegen und die Tiere nachahmen. Einmal tauchte ein Löwe direkt vor mir auf: Nicolas mit seiner langen blonden Mähne, lautem Gebrüll und zeigte dazu noch seine Pranken.

Oder wenn die Kinder während des Trainings im Rasen eine kleine Spitzmaus entdecken, ist das Training eigentlich vorbei. Sie sind sehr ausdauernd damit beschäftigt, die Maus mit respektvollem Abstand zu verfolgen und mich mit vielen Fragen über das Mäuseleben zu bombardieren. Selbst eine Woche später, vor dem nächsten Training wird gesucht, ob sie noch da ist.

Es gab nach einem Training mal einen Vortrag der „Astronomie-Vorschule“ von Aliyah. Der kleine Hügel vor dem Materialraum auf dem Trainingsplatz ist von einem Kometen, wurde mir erklärt. Der Komet wurde von Apache 207 gesendet und kommt aus dem Radio. Herrliche Kinderfantasie.

Beim Ilmtalcup gab es den ersten Pokal. Einige haben inzwischen schon zwei oder drei.

Victor hat sogar seine ganze Fensterbank freigeräumt. Auf einem extra dafür selbst gewebten Teppich steht dort nun sein Pokal vom Ilmtalcup. So verrückt, wie er nach Fußball ist, werden da noch viele hinzukommen. Auch handwerklich ist er begabt; mit meinem Seitenschneider wusste er auch schon umzugehen.

Benedikt, damals unser Kleinster, kam direkt nach der Siegerehrung vom Ilmtalcup auf mich zu gerannt und bedanke sich für den Pokal bei mir „Danke Enrico für den Pokal.“ Ein herzliches Bild, wenn er bei unserem Hallenturnier oder in Allershausen beim Sommerturnier über das Feld flitzt und versucht in der Meute den Ball zu erwischen, in seinem viel zu großen Trikot, das bis zu den Knien reicht.

Teodor, der sein erstes Tor im Heimturnier des TSV geschossen hat, jubelte, als ob er die Champions League gewonnen hätte, und berichtete mir drei Tage später im Training mit einem strahlen im Gesicht noch einmal detailliert davon.

Unsere zwei Neuzugänge Ende Februar waren die Schwestern Catalea und Carlotta. Ihre Mama bringt sie immer zum Training. Erst mag sich Carlotta nicht trennen und versteckt sich hinter ihr. Auch die große Schwester Catalea versucht sie dann, vergeblich zum Mitmachen zu animieren. Nach ca. 15 Minuten traut sie sich dann doch, ist voll dabei und strahlt über das ganze Gesicht mit leuchtenden Augen. Wenn ihr die Übungen gelingen, dann macht es richtig Spaß. Aber wehe, es nimmt ihr jemand den Ball weg! Sie oder er wird dann erstmal mit bösem Blick belehrt, dass es doch ihr Ball ist. Beim Fußball ist es aber nun mal so, dass einem der Ball weggenommen wird und man ihn zurück holen muss. Aber das lernen wir auch noch. Manchmal muss sie noch kurz von Mama getröstet werden, bevor es weitergeht. Zum Ende des Trainings ist sie kaum zu bremsen, voller Enthusiasmus und erstaunt und traurig, dass es schon vorbei ist.

Anfang Mai kam Johannes von der AKS aus Schanghai zu uns – Danke Active Kidz Shanghai für die tolle Ausbildung. Mein Polizist, er passt auf, dass jeder die Übungen richtig ausführt. Wehe, es wird ein Hütchen oder eine Stange ausgelassen oder abgekürzt! Das wird prompt moniert. Ob er später selbst mal Trainer wird? Erste Anlagen wären da.

Er war sofort auf einer Wellenlänge mit Victor und Teodor. Wenn die drei da sind, ist nichts mehr vor ihnen sicher. Sie ballern die Bälle mit so viel Wumms, dass ich immer etwas Bammel habe, dass die drei Scharfschützen eine oder einen der Kleineren abschießen.

Nachdem eine kleine Schatzsuche bei den Mini-Nachwuchskickern am Ende eines Trainings mega ankam, habe ich auch eine Schnitzeljagt mit etlichen kleinen Schätze zum Saisonabschluss veranstaltet. Es ging über zehn Stationen, an denen immer neue Aufgaben und Belohnungen gefunden werden mussten. Riesenlob an Franziska, die die gefundenen Zettel so fehlerfrei und flüssig vorgelesen hat. Dies schon nach der ersten Klasse – ich glaube, besser als einige Drittklässler.

Wenn Aliyah zum Training kommt, bin ich erstmal Luft, da wird Natalie als erstes mit einer langen Umarmung begrüßt und Isabella, die erst seit 4 Wochen dabei ist, ist auch auf dem Weg dahin.

Gold wert ist meine Tochter als Co-Trainerin. Mit ihr kann ich die Kinder zu Glück in zwei Gruppen teilen. Es gibt verständlicherweise große Unterschiede in der Motorik, Auffassungsgabe, Konzentration und Koordination zwischen 4-, 5- und 6-jährigen.

Irgendwann in der nächsten Saison ist auch René wieder im Trainer-Team dabei. Verletzungs- und Job-bedingt konnte er in dieser Saison nur Anfangs dabei sein.

Fazit, die Zwerge sind ein Jungbrunnen für einen Anfang 50-iger, und umgekehrt haben sie riesigen Spaß – so jedenfalls das Feedback der Eltern. Win-win-Situation nennt man das, glaube ich.

Also Mut Mädels und Jungs, Mamas und Papas und größere Geschwister! Der TSV freut sich über jeden neuen Fußballer*in und Trainer*innen!

Text: Enrico Wenzel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert